Nachdem Corona zwei Jahre lang die Ausrichtung der deutschen Mannschaftsmeisterschaften – beide Male wäre der ASV Urloffen Ausrichter gewesen – verhinderte, gab es 2022 endlich wieder ein solches Großereignis. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde der ASV 2021 um den Titel gebracht. In dem Jahr hätte von den Gewichtsklassen und den Stilarten einfach alles gepasst…

Umso schöner ist es, dass es dann ein Jahr später zum Titel gereicht hat. Doch dieser Weg war nicht ganz einfach. Bei der Qualifikation zur DMM den südbadischen Mannschaftsmeisterschaften musste man leider auf zwei Säulen (Marius König und Max Brenn) verzichten. Auf Urloffener Seite wähnte man vor allem Radolfzell und Adelhausen als große Gegner auf dem Weg zum Ziel. Adelhausen musste schon im Vorfeld die Segel streichen, Radolfzell konnte man relativ deutlich in Schach halten. Gestärkt durch dieses gute Ergebnis kommunizierte man intern den Titelwunsch und stellte auf dem Papier die Wunschmannschaft zusammen. Der erste kleine Schock bei der Gewichtskontrolle. Der Sportler Marius König hatte 54kg, ein abtrainieren in die 50kg Klasse schien zunächst aussichtslos. Wie wir mittlerweile wissen, schaffte Marius mit eisernem Willen das Gewicht und war einer der Garanten des historischen Erfolgs.

Eine weitere Hiobsbotschaft bekamen wir dann drei Wochen vor der DMM. Unsere beiden französischen Punktesammler Mohammed und Abdul Umkhadjiev mussten auf den französischen U17 Meisterschaften starten und fehlten damit dem Team. Der Traum vom DMM Titel begann zu bröckeln. Kurzerhand wurde das Gespräch mit Daniel Fischer gesucht. Unser Topathlet sollte für die DMM in die tiefere Gewichtsklasse bis 85kg wechseln und dann auch noch im ungeliebten griechisch-römischen Stil antreten. Zu allem Überfluss hatte Daniel am ersten Turniertag und die Tage davor noch seine Zwischenprüfung zu bestehen. Da die Waage bereits um 16.00h in Heusweiler war und Daniels Prüfung offiziell bis 16.30h dauerte, stand auch hier ein großes Fragezeichen in der Luft. Daniel sagte zu, dass die Sache mit dem Gewicht kein Problem ist. Greco ringt er aber nur, wenn sich Trainer Michael Schneider vor jedem Kampf mit ihm warm macht. Mit dem DRB verständigte man sich auf eine Verlängerung des Wiegezeitfensters für Daniel und der Prüfungsausschuss stimmte zu, Daniel frühzeitig um 13.30h von der Prüfung zu entlassen. Die erforderliche Sonderfahrt von Gengenbach nach Heusweiler wurde von Leo Sauer durchgeführt. Daniel war rechtzeitig und mit dem erforderlichen Gewicht in Heusweiler. Am ganzen Wochenende gab Daniel nur eine einzige Wertung ab, während des Warmmachens… 🙂

Ungefähr 30 Personen aus Urloffen machten sich am Freitag auf den Weg nach Heusweiler. Bestückt mit Trommeln und Fahnen sollte die junge Mannschaft zum Sieg getragen werden. Das Fehlen der beiden Topleute aus Frankreich musste irgendwie kompensiert werden. Dem Anhang gelang dies in vorbildlicher Art und Weise. Sie waren der so genannte „11te Mann“. Über das ganze Wochenende wurde eine gute Stimmung in der Halle verbreitet. Diese gute Stimmung erkauften sich die Ringer der Nürnberg Grizzlys für ihren Kampf um Platz drei. Ein Kiste Bier mussten diese dafür berappen.

Als Losfee wurde Sascha Wachter auserkoren. Er bescherte uns im Nachgang das vermeintlich beste Los, was wir haben konnten. Gleich zu Beginn des Turniers trumpften unsere jungen Wilden auf. Es waren die Kleinsten unter Ihnen, welche die Weichen früh auf Sieg stellten. Trefflich fasste Arne Zettwoch den Kampf am Ende zusammen: „Dank mir haben wir gewonnen“. Recht hatte er, seine vier Punkte (kein Gegner) führten in Summe zum Erfolg, ebenso wie die weiteren fünf Einzelsiege dieser Begegnung.

Organisiert wurde die Meisterschaft größtenteils von Vorstand Sven Kiefer. Er suchte ein hervorragendes Hotel aus und kümmerte sich um das leibliche Wohl der Athleten. So gab es dann am Freitagabend Reis und Nudeln mit Fleisch und Gemüse satt. Die anschließende Nachtruhe wurden von den Athleten vorbildlich eingehalten, auch wenn der Reiz ohne Eltern in einem Hotelzimmer sicherlich groß war.
Ausgeschlafen und voller Tatendrang gingen die Athleten am Samstagvormittag auf die Matte. Daniel Fischer hatte wohl den Eindruck, dass sein Trainer noch nicht richtig wach ist und erteilte ihm deshalb zunächst mal einen ordentlichen Kopfstoß beim Einringen.

Der erste Kampf gegen Heusweiler wurde dann sehr deutlich gewonnen. Da Radolfzell gleichzeitig deutlich gegen Nürnberg verlor, machte sich beim ein oder anderen Finalstimmung breit. Eine kurze Ansprache der Trainer, doch bitte Schritt für Schritt zu gehen, lenkte den Fokus wieder zurück auf den nächsten Kampf gegen Radolfzell, der dann auch deutlich gewonnen wurde. Die Medaille war damit sicher und wir standen im Finale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft der Jugend 2022.

Der Finalkampf gegen Essen-Dellwig war dann an Spannung und Emotionen kaum zu übertreffen. Das war Werbung für den Ringkampfsport. Mit dem glücklicheren Ende für den ASV Urloffen. Betrachtet man jedoch die vergangenen Jahre, wie oft der ASV trotz sehr guter Mannschaften knapp scheiterte, kann man auch von verdientem Glück sprechen.

Während des letzten Kampfes kochten dann die Emotionen hoch. Trainer Michael Schneider musste während des Kampfes zum äußersten greifen und Vorstand Sven Kiefer – der sich kaum noch bremsen konnte – von der Matte ziehen, bevor alle dann nach dem Schlusspfiff den Emotionen freien Lauf ließen.

Kurz nach der Siegerverkündung tauchte ein vorher angefertigtes Banner mit dem Schriftzug ASV Urloffen Deutschen Mannschaftsmeister auf. Organisator Sven Kiefer war sich wohl so sicher und hatte dies vor Ort dabei! Auf Rückfrage bestätigte er jedoch, dass er auch noch eine zwei und eine drei vor Ort hätte, um das Plakat abzuändern. Ganz so selbstbewusst war er dann wohl doch nicht!

In Summe ist der Gewinn der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft der Jugend ein historischer Erfolg, der selbst in Zeiten von Martin Knosp und Co. nicht erreicht werden konnte. Bemerkenswert, dass sämtliche Sportler aus dem Kader das Ringen von klein auf in Urloffen gelernt haben. In der Mannschaft befand sich kein Sportler, der nicht durch die Talentschmiede Jugendakademie des ASV Urloffen gegangen ist. Kritiker werden sicherlich sagen, auf Daniel Fischer trifft dies nicht zu, da er im Alter von 9 Jahren zum ASV kam. Mit dieser Kritik können wir aber leben, wohlwissend, dass die Nachwuchsförderung in der Jugendakademie des ASV Urloffen zu den besten in ganz Deutschland gehört.