Urloffen…(pe)… Weit über 800 Zuschauer sahen am vergangenen Samstag das Viertelfinale zwischen dem Gastgeber ASV Urloffen und den Red Devils Heilbronn. Nach 32 Jahren war es soweit, die Meerrettichdörfler standen wieder einmal in der Endrunde um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Und es war ein toller Kampfabend, den die Zuschauer in der proppenvollen Athletenhalle erlebten. Man kann es beim nüchternen Endstand von 1:23 Punkten kaum glauben, aber das Duell zwischen den Hornets aus Urloffen und den Red Devils aus Heilbronn war alles andere als ringerische Magerkost, es waren spannende Duelle, die die Athletenhalle zum ausrasten brachte. Am Ende stand zwar nur ein Sieg auf der Habenseite des ASV, doch gingen vier der zehn Duelle nur hauchdünn an die Gäste aus Heilbronn. ASV Trainer Michael Schneider zeigte sich nach dem Kampf mehr als zufrieden mit der Leistung seiner Jungs. Und Jungs ist in diesem Zusammenhang gerechtfertigt, standen doch gleich vier Athleten, die jünger als 20 Jahre sind, im Team der Hornets. Und wenn man bedenkt, dass mit Sebastian Jezierzanski, Jan Rotter und Stefan Käppeler drei Topringer verletzt fehlten, sowie Avgustin Spasov, der keine Freigabe vom Bulgarischen Verband bekam, ebenfalls ersetzt werden musste, ist die Leistung noch höher zu bewerten. Auch der dreifache Weltmeister der Red Devils Frank Stäbler zeigte sich nach dem Kampf im Interview mit dem Mittelbadischen Presse TV beeindruckt von der Atmosphäre in der Urloffener Athletenhalle und attestierte dem ASV eine gute Leistung.

57 kg (Freistil):
Bereits im ersten Kampf des Abends kochte die Stimmung in der Athletenhalle, als Nico Megerle gegen den Spanier Levan Metreveli Vartanov eine starke Leistung zeigte. Der 5. Europameister von 2018 aus Heilbronn ging noch in der ersten Kampfminute mit 4:0 in Führung, doch Megerle stellte sich immer besser auf seinen Kontrahenten ein und konnte selbst drei Zähler erringen. Am Ende konnte der völlig erschöpfte Gästeringer die Niederlage nur durch seine Erfahrung über die Zeit retten und ging mit 5:3 als Sieger von der Matte. (0:1)

130 kg (Gr.-Röm.):
Einen wahren Brocken hatte Gabriel Fix mit dem rund 26 kg schwereren Eduard Popp gegenüber. Fix war Eduard Popp, der 2016 den 5. Platz bei den Olympischen Spielen in Rio für den Deutschen Ringerbund erzielte, ebenbürtig. Keiner der beiden Athleten konnte eine Wertung aus dem Kampfgeschehen erzielen. Einzig die zwei Verwarnungen gegen den Urloffener, die man geben konnte, da es für Gabriel Fix schier unmöglich war den 126 kg schweren Heilbronner über längere Zeit unter Druck zu setzen, brachten Punkte auf das Konto von Eduard Popp. (0:2)

61 kg (Gr.-Röm.):
Hier hatte der ASV nach der Auslosung die erste Hiobsbotschaft erhalten, als man erfuhr, dass Avgustin Spasov, der mit Sicherheit das Duell gegen Dustin Scherf gewonnen hätte, keine Freigabe vom Bulgarischen Verband bekommen würde. So sprang Patrik Köhli in die Bresche und machte zuerst eine Menge Gewicht und dann auch noch einen starken Kampf. Er kämpfte bis in die fünfte Kampfminute verbissen, musste sich dann aber durch Technischer Überlegenheit von Gästeringer Dustin Scherf geschlagen geben. (0:6)

98 kg (Freistil):
Einen Kampf ganz nach dem Geschmack des Publikums zeigten Leo Kempf und Stefan Kehrer. Kempf konnte mit einer 1:0 Führung gegen den Deutschen Meister von 2017, Olympia- und WM-Teilnehmer in die Pause gehen. Der Gästeringer drehte nach der Pause auf und ging mit 3:1 in Führung. Doch Leo Kempf kam unter frenetischen Leo Sprechchören zurück und glich zum 3:3 aus. Stehend KO rettete sich Stefan Kehrer mit Passivität über die Zeit und gewann den Kampf beim Stand von 3:3, mehr als glücklich, durch seine erzielte Zweierwertung. (0:7)

66 kg (Freistil):
Im letzten Kampf vor der Pause standen sich ASV Nachwuchstalent Joshua Knosp und der Fünfte der Weltmeisterschaften 2018 George Bucur, gegenüber. Joshua Knosp kämpfte verbissen, konnte dem übermächtigen Gästeringer auch eine Wertung abtrotzen, musste sich aber vorzeitig geschlagen geben. (0:11)

86 kg (Gr.-Röm.):
Nach der Pause stellte sich Chef-Trainer Michael Schneider in den Dienst der Mannschaft und traf auf Pascal Eisele, den Europameister von 2016 und Dritter der Weltmeisterschaften von 2017. Schneider zeigte eine starke Leistung. Eisele konnte weder seine gefürchtete Kopfklammer noch seine Spezialtechnik, den Kopfhüftschwung, ansetzten. Am Ende ging der Heilbronner mit 8:0 als Sieger von der Matte. (0:14)

71 kg (Gr.-Röm.):
Einen beherzten Kampf zeigte Svilen Kostadinov gegen den ehemaligen Vizeeuropameister Christian Fetzer. Kostadinov, der sich am Sprunggelenk verletzte, biss auf die Zähne und stellte sich seinem Kontrahenten. In einem ausgeglichenen Duell konnte sich der Gast aus Heilbronn hauchdünn mit 2:1 durchsetzen. Die Verletzung von Kostadinov verwehrte dem ASV den längst verdienten ersten Sieg in dem Duell gegen die Red Devils. (0:15)

80 kg (Freistil):
Diesen holte dann Marius Atofani gegen Olegk Motsalin. In dem eng umkämpften Fight konnte Marius Atofani gegen den mehrfachen EM & WM Teilnehmer beim Stand von 4:4 mehr Zweierwertungen erzielen und holte unter frenetischem Jubel des Publikums den ersten Sieg für die Hornets aus Urloffen. (1:15)

75 kg (Freisti):
Nicolai Chireacov wurde im Kampf gegen den starken Russen Kamal Malikov kalt erwischt. Der Russe im Dienste der Red Devils konterte ein Angriff von Chireacov und legte diesen auf beide Schultern. (1:19)

75 kg(Gr.-Röm):
Im letzten Kampf des Abends traf der Deutsche Juniorenmeister Van Meier und der 3fache Weltmeister Frank Stäbler aufeinander. Meier zeigte sich unbeeindruckt und war dem Deutschen Superstar im Stand bis in die zweite Minute ebenbürtig. Durch eine Verwarnung wegen Passivität musste Van Meier in die Bodenlage, was ihm zum Verhängnis wurde. Stäbler konnte seine gefürchteten Würfe auspacken und gewann das Duell vorzeitig.

Am Ende stand ein 1:23 auf der Anzeigetafel. Ein Ergebnis, das die starke Leistung der Hornets in keinem Fall wiederspiegelt. Es liegt nun noch der Rückkampf vor den Ringern des ASV Urloffen, die am kommenden Samstag als krasser Außenseiter nach Heilbronn fahren.
Das Trainerteam um Michael Schneider, sowie die Vorstandschaft können auf ein sehr gutes Jahr zurückblicken. Mit vielen Verletzungen musste man umgehen, die auch die II. Mannschaft des ASV zu spüren bekam und den Abstieg aus der Oberliga hinnehmen musste.

 

zum Video

Vielen Dank an die Mittelbadische Presse für die tolle Zusammenfassung des Kampfes!

Fotogalerie