Achtelfinale ist das Saisonziel

Nach 27 Jahren Abstinenz ringt der ASV Urloffen wieder in der Elite-Liga / Nackenheim zum Auftakt

Letztmals vor 27 Jahren rang der ASV Urloffen in der Eliteklasse des Deutschen Ringerbundes – am Samstag sind die Meerrettichdörfler wieder zurück in der 1. Bundesliga und empfangen in der ASV-Halle den SV Alemannia Nackenheim, der mit Denis Kudla einen Vizeweltmeister im Aufgebot hat.

Viel Bewegung gab es Anfang des Jahres in der Ringerszene. Durch einige Rückzüge von Mannschaften aus der 1. und 2. Bundesliga, sowie der Neugründung der DRL (Deutsche Ringerliga) durch den ASV Nendingen, VfK Schifferstadt, KSV Ispringen, SV Germania Weingarten und KAV Mansfelder Land, wurden die 1. und 2. Liga zusammengefasst – der ASV Urloffen (bisher 2. Liga Süd) wurde der Bundesliga Südwest zugeordnet und trifft dort auf Alemannia Nackenheim, TuS Adelhausen, SV Triberg, ASV Mainz 88, VfL Neckargartach (Red Devils Heilbronn) sowie RGK Freiburg 2000.
Anfangs war die Freude im Lager der Ringer und Verantwortlichen im Meerrettichdorf riesengroß, inzwischen ist aber etwas Ernüchterung eingekehrt, wie die Trainer Harald Hertwig und Michael Schneider nicht verschweigen.  Während der ASV seiner Vereinsphilosphie treu geblieben ist, hat die Konkurrenz in den letzten Wochen gewaltig »aufgerüstet«.

Gegner rüsten auf
Ein Blick auf die Kaderlisten der Südwest-Clubs macht dies deutlich: Der SV Triberg hat 17 Neuzugänge im Kader, denen fünf Abgänge gegenüberstehen. Der TuS Adelhausen, der nach Ende der vergang­enen Saison sogar noch mit der Abstufung in die Oberliga Südbaden liebäugelte, hat sogar 18 Neue im Kader (acht Abgänge). Auch der VfL Neckargartach meldet 16 Neuzugänge, darunter den aktuellen Weltmeister Frank Stäbler. Und Urloffens Auftaktgegner am kommenden Samstag (19.30 Uhr), der SV Alemannia Nackenheim (bei Mainz), hat eine komplette Mannschaft »eingekauft« – mit Vize-Weltmeister Denis Kudla als Aushängeschild. Natürlich fragt man sich in Urloffen, woher die Konkurrenz plötzlich so viel Geld hat, um diese Neuverpflichtungen finanzieren zu können.

Zwei Neue im Kader
Schlaflose Nächte bereitet dies den Verantwortlichen des ASV Urloffen trotzdem nicht, wie Vorstandsmitglied Ralf Sauer bestätigt: »Wir halten auch in dieser Saison an unserer Vereinsphilosophie fest. Die steht nach wie vor für Kontinuität und Förderung sowie Integration junger Nachwuchstalente aus der Region in den Bundesligakader. So können sich unsere Fans – bis auf zwei Neuzugänge – auf den bekannten Mannschaftskader des ASV  freuen«.
Den Kader hat der ASV Urloffen »punktuell« mit zwei Athleten verstärkt. Mit Nico Megerle wurde nach Aussage von Trainer Harald Hetwig eines der größten Nachwuchstalente im deutschen Ringsport verpflichtet. Megerle kommt von KSV Hof­stetten im Kinzigtal und kann in der Gewichtsklasse bis 57 kg in beiden Stilarten eingesetzt werden. Der Deutsche A-Jugendmeister (54 kg) und Dritte der deutschen Juniorentitelkämpfe »wird uns sicher viel Freude bereiten«, sind sich Harald Hertwig, Jürgen Schlegel und Michael Schneider sicher.

Gute Vorbereitung
Bei der zweiten Neuverpflichtung handelt es sich um den Polen Sebastian Jezierzanski, der vom RSV Rotation Greiz in die Meerrettichmetropole wechselte. Jezierzanski ist laut ASV-Geschäftsführer Tommy Hertwig ein erfahrener Ringer, der in der 2. Bundesliga Ost nahezu ungeschlagen war. Er geht für den ASV in der Gewichtsklasse bis 86 kg (Freistil) auf die Matte.
»Der gesamte Verlauf der Vorbereitung, in der hochmotiviert, sehr konsequent und leistungsorientiert gearbeitet wurde, lässt uns vorsichtig optimistisch in die neue Runde blicken, in der das angestrebte Saisonziel das Erreichen der Qualifikation für das Achtelfinale (mindestens Platz fünf unter den sieben Liga-Teams) zur Deutschen Mannschaftsmeisterschaft ist«, gibt Ralf Sauer vonseiten des Vorstandes dem Tainerteam und den Ringern mit auf den Weg – wohl wissend, dass die Aktiven in allen Duellen an ihre Leistungsgrenzen gehen müssen und es keine verletzungsbedingten Ausfälle geben darf. »Denn wir haben anders als die meisten Mitkonkurrenten in der Südwest-Liga jede Gewichtsklasse nur einfach besetzt«, begründet Sauer die zurückhaltende Saisonprognose.

Quartett hat Favoritenrolle
Einig ist man sich im Lager des ASV Urloffen, dass  die Teams des ASV Mainz 88, TuS Adelhausen, SV Triberg und VfL Neckargartach die Top-Favoriten in der Südwest-Liga sind. Unmittelbar dahinter wollen sich die Meerrettichdörfler platzieren – und dieser Rang wäre die angestrebte Qualifikation fürs  Achtelfinale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft.
»Wir schicken in dieser Saison das stärkste Aufgebot der letzten 20 Jahre auf die Matte«, sind sich Harald Hertwig, Jürgen Schlegel und Michael Schneider einig. »So viel Qualität hatten wir schon lange nicht mehr im Kader«, bestätigt Geschäftsführer Tommy Hertwig die Aussage des Trainer-Teams. »Mit diesem Kader  hätten wir in der vergangenen Saison um den Titel in der 2. Liga Süd gerungen«, ist Harald Hertwig überzeugt, fügt jedoch hinzu, dass der Sprung von der 2. in die Elite-Liga aber riesengroß ist.

Viel Qualität 
In den sechs Heimkämpfen des ASV (außer den Playoffs) können sich die Fans des Ringkampfsports auf viel nationale und internationale Qualität freuen, wenn neben anderen Weltmeister Frank Stäbler oder der Welt- und Europameister der Kadetten und Junioren, Denis Kudla, sowie der aktuelle Vize-Weltmeister Pascal Eisele, WM-Bronzemedaillen-Gewinner und Olympiateilnehmer Eduard Poppin in der Urloffener ASV-Arena ihre Visitenkarte abgeben.

Talentschuppen
Spannende Kämpfe erwarten die Verantwortlichen des ASV Urloffen auch in der Oberliga Südbaden – dort ringt das Perspektiv-Team (2. Mannschaft) des ASV in der zweiten Saison. »In dieser Liga können wir unseren Nachwuchsringern eine gute Plattform für ihre weitere ringerische Entwicklung bieten«, weiß Vorstandsmitglied Ralf Sauer.  Und der erste Heimkampf am 9. September ist das Gemeinde-Derby gegen den KSV Appenweier.  Da rechnet Sauer mit 700 Zuschauern in der Athletenhalle. Ziel der »Zweiten« ist der Ligaerhalt – »wir wollen keine Zittersaison erleben«, sagt Sauer.

Autor:
Fritz Bierer